Psyche

Diabetes und Depression in Kombination ist gefährlich

Menschen mit Depressionen haben ein erhöhtes Risiko, an der Zuckerkrankheit Typ-2-Diabetes mellitus zu erkranken. Aber auch eine bestehende Diabetes-Erkrankung erhöht das Risiko, eine Depression zu entwickeln. Kommen beide Erkrankungen zusammen, potenzieren sich die negativen Folgen für Lebensqualität und Lebensdauer der Betroffenen. diabetesDE und die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) fordern deshalb eine bessere psychologische Betreuung von Diabetikern.

Das erhöhte Risiko von Diabetikern, an Depressionen zu erkranken und die negativen Auswirkungen beim Vorliegen beider Erkrankungen sind durch Studien gut belegt. Diese addieren sich nicht nur, sie potenzieren sich: Im Vergleich mit Diabetikern ohne Depressionen leiden depressive Diabetiker elf Mal häufiger unter Komplikationen an den kleinen Blutgefäßen. Die Gefahr von Schädigungen an den großen Gefäßen, die zu Durchblutungsstörungen oder Herzinfarkt führen können, ist um das 2,5-Fache erhöht.

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Die Illusion des Kaffee-Konsums: Koffein wirkt gegen Entzugseffekte – und kann Angst auslösen

Kaffee, Tee und Energy-Drinks: Weltweit konsumieren Menschen Koffein, um morgens wach zu werden oder abends fit zu bleiben. Wer sich vom Kaffeeautomaten durch den Tag begleiten lässt, gewöhnt sich schnell an die Effekte – und muss schon bei kurzem Entzug mit Müdigkeit, Kopfschmerzen und nachlassender Konzentration rechnen. Bei Menschen mit einer bestimmten Genvariante kann die Naturdroge Koffein sogar Angst auslösen. Eine Forschergruppe aus Bristol, London, Würzburg und Münster hat den Zusammenhang zwischen Koffein, Angst und Aufmerksamkeit, Gewöhnungseffekten und Genetik nun näher untersucht.

„Ein regelmäßiger Koffeinkonsum scheint vor allem den negativen Effekten des Entzugs entgegenzuwirken“, so Dr. Christa Hohoff von der Universität Münster, eine Hauptautorin der Studie. 379 Personen haben daran teilgenommen. Eine Hälfte davon konsumierte gewöhnlich wenig oder gar kein Koffein, bei der anderen Hälfte lag der Konsum im mittleren bis hohen Bereich – umgerechnet mindestens etwa eine Tasse Kaffee am Tag. 16 Stunden lang verzichteten alle Teilnehmer vollständig auf Koffein. Danach wurde ihnen entweder Koffein oder ein Placebo verabreicht und das gefühlte Maß an Angst, Aufmerksamkeit und Kopfschmerzen bestimmt.

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Wie man sich bettet, so denkt man

Schräg liegen kann Hinweis auf Demenz sein

Wissenschaftler der Universität Leipzig und der Universität Würzburg machten unlängst eine spannende, skurril anmutende Entdeckung: Je schiefer sich ein Patient in sein Bett legt, desto schwerer könnte der Grad seiner kognitiven Beeinträchtigung sein. Wenn eine Schräglage beim Patienten festgestellt wird, kann eine Demenz oder ein Vorstadium der Demenz vorliegen; das berichtet eine Publikation im "British Medical Journal."

Das Besondere an dieser Entdeckung ist, dass der behandelnde Arzt noch vor der Anwendung spezieller Testverfahren schon aus der bloßen Beobachtung des spontanen Verhaltens eines Patienten einen Hinweis darauf erhält, dass die kognitive Leistungsfähigkeit eines Patienten beeinträchtigt sein könnte. So können neue diagnostische Überlegungen gezielter und Behandlungsmöglichkeiten früher eingeleitet werden. Die Studie wurde kürzlich im renommierten Fachjournal "British Medical Journal" veröffentlicht ("Lying obliquely - a clinical sign of cognitive impairment: cross sectional observational study", BMJ.2009, Dec 16; 339: b5273).

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Zuckerkranke und Infarktpatienten oft von Depressionen betroffen

Experten raten zu Screening

Etwa ein Viertel aller Patienten mit Typ 2 Diabetes und einer von fünf Patienten an Kliniken mit koronarer Herzkrankheit leiden unter Depressionen. "Dadurch wird die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt bis hin zu einer erhöhten Sterblichkeit dieser Patienten", erklärte Prof. Dr. Stephan Herpertz vom Universitätsklinikum Bochum Anfang Januar auf dem 34. Interdisziplinären Forum "Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" der Bundesärztekammer in Berlin. Die Betroffenen führten in der Regel einen ungesunden Lebensstil, sie seien häufiger körperlich inaktiv und neigten zu Adipositas. Aber auch körperliche Veränderungen, z.B. des Reizleitungssystems des Herzens, der Blutgerinnung oder der Immunabwehr seien nicht selten zu beobachten. Therapieempfehlungen kämen nur schwer an. "Depressionen bei primär körperlich kranken Menschen werden unter Praxisbedingungen oft nicht erkannt und unzureichend behandelt", meint Herpertz. Er rät deshalb zu einem regelmäßigen Depressionsscreening bei chronischen Krankheiten als integralen Bestandteil der Routineversorgung.

"Dabei sind Depressionen von Patienten mit Diabetes oder Herzkrankheit mit Antidepressiva, Psychotherapie oder einer Kombination von beidem annährend so gut behandelbar wie depressive Patienten ohne körperliche Erkrankung", betonte Herpertz. Allerdings gebe es noch keine überzeugende Behandlung, die auch auf die medizinischen Parameter des Diabetes oder der Koronaren Herzkrankheit zuverlässig eine günstige Wirkung entfaltet. So gebe es etwa keine ausreichende Behandlung, die bei Infarktpatienten mit Depression und geringer sozialer Unterstützung die Überlebenszeit verlängern hilft.

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Testosteron macht nicht streitlustig

Das Vorurteil, Testosteron bewirke beim Menschen aggressives, selbstbezogenes und riskantes Verhalten, wird durch neue Experimente widerlegt. Die Studie der Universitäten Zürich und Royal Holloway London beweist an über 120 Versuchspersonen: Das Sexualhormon mit dem schlechten Ruf kann faires Verhalten fördern, wenn dies dazu dient, den eigenen Status zu sichern.

Wissenschaftliche Populärliteratur, Kunst und Medien schrieben dem wohl bekanntesten Geschlechtshormon seit Jahrzehnten eine Rolle zu, die für Aggressivität steht. Die Forschung schien dies zu bestätigen - führte doch die Kastration männlicher Nagetiere zu einer Reduktion der Streitlust der Tiere untereinander. Über die Jahrzehnte erwuchs so das Vorurteil, Testosteron verursache aggressives, riskantes und egoistisches Verhalten. Doch von solchen Versuchen bei Tieren zu folgern, Testosteron wirke bei uns Menschen gleich, hat sich nun als Fehlschluss erwiesen, wie eine gemeinsame Studie des Neurowissenschaftlers Christoph Eisenegger und der Ökonomen Ernst Fehr, beide Universität Zürich, und Michael Naef, Royal Holloway, London, zeigt. "Wir wollten überprüfen, wie das Hormon auf das Sozialverhalten wirkt", erklärt Dr. Christoph Eisenegger und fügt bei: "Uns interessierte die Frage: Was ist Wahrheit, was ist Mythos?"

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Der Therapieerfolg bei Depressionen lässt sich vorhersagen

Spezielle Krankheitscharakteristika und die genetische Ausprägung eines Patienten erlauben eine Voraussage über die Wirkung von Antidepressiva

Nach wie vor ist ungeklärt, warum Medikamente bei cirka 30 Prozent der Patienten mit Depression nicht ausreichend wirken. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München haben dieses Phänomen jetzt durch Analyse genetischer und klinischer Parameter untersucht.

Ihr Ziel war es, zu klären, welche Faktoren den Therapieerfolg bestimmen. Dabei identifizierten sie im Erbmaterial von Patienten erstmalig 46 Gene, die die Wirkung von Antidepressiva positiv beeinflussen. Eine zukünftige Charakterisierung dieser Gene verspricht neue Erkenntnisse zur Krankheitsentstehung und zu möglichen Behandlungsansätzen. Das Interessante dabei: Viele der Erbfaktoren sind nachweislich auch bei Stoffwechsel-, Herz- und Gefäßerkrankungen aktiv. Darüber hinaus verläuft die Therapie bei Patienten mit einem hohen Anzahl positiver Genvarianten, fehlenden Angstsymptomen oder jungem Alter besonders günstig. (Archives of General Psychiatry, Online- Publikation, 8. September 2009)

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Antidepressiva: Nutzen von SNRI belegt

Venlafaxin und Duloxetin lindern Beschwerden besser als ein Scheinmedikament

Ob Patientinnen und Patienten mit Depressionen von Medikamenten aus der Wirkstoffklasse der selektiven Serotonin-und Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer (SNRI) profitieren, hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) untersucht. In Deutschland sind bisher zwei dieser Wirkstoffe als Antidepressiva zugelassen: Venlafaxin und Duloxetin. Am 18. August 2009 hat das Institut seinen Abschlussbericht vorgelegt. Demnach ist der Nutzen beider Wirkstoffe gegenüber einem Scheinmedikament (Placebo) belegt: Die Patientinnen und Patienten sprechen besser auf die Therapie an und leiden weniger unter den Beschwerden ihrer Depression. Außerdem gibt es Hinweise, dass beide Substanzen nicht nur die Symptome lindern, sondern auch vor Rückfällen schützen. Wechselspiel biologischer und psychosozialer Faktoren

Es gibt unterschiedliche Annahmen, wann und wie Depressionen entstehen. Die möglichen Ursachen und Einflussfaktoren sind vielfältig. Unbestritten ist, dass das sogenannte Vollbild einer Depression aus einem komplexen Zusammenspiel biologischer und psychosozialer Faktoren entsteht. Es gibt Hinweise, dass eine veränderte oder verminderte Übertragung bestimmter Botenstoffe im zentralen Nervensystem eine Rolle spielt. Hier setzen die meisten medikamentösen Therapien an. Bei der vergleichsweise neuen Wirkstoffklasse der SNRI sollen gleich zwei dieser Botenstoffe (Neurotransmitter) beeinflusst werden: Sie hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin.

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Ess-Störungen keine Frauendomäne - jeder fünfte Betroffene ist ein Mann

Warnzeichen erkennen - Richtig darauf reagieren

In Deutschland leiden Schätzungen zufolge etwa 3,7 Millionen Menschen unter Untergewicht. Davon sind 100.000 an Magersucht und 600.000 an Ess-Brech-Sucht erkrankt. Aktuelle Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK) belegen, dass Ess-Störungen keine Domäne des weiblichen Geschlechts sind. Auch Männer erkranken immer öfter an der vermeintlichen Frauenkrankheit. Mittlerweile ist jeder fünfte Betroffene ein Mann.

Am häufigsten treten Ess-Störungen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren auf. Außerdem handelt es sich bei Ess-Störungen oftmals um ein unentdecktes Leiden. Die Probleme werden erst erkannt, wenn eine Behandlung im Krankenhaus unumgänglich ist. Nach Angaben der TK ist gut die Hälfte der Betroffenen, die mit Ess-Störungen stationär behandelt werden muss, zuvor im ambulanten Bereich nicht auffällig geworden.

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Vorbericht zu Antidepressiva veröffentlicht

Nutzen von Bupropion belegt / Nutzen von Reboxetin nicht belegt: Hersteller hält Studiendaten unter Verschluss

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat am 10. Juni 2009 die vorläufigen Ergebnisse seiner Nutzenbewertung von bestimmten neueren Antidepressiva vorgelegt. In dem vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beauftragten Projekt geht es darum, den Nutzen der drei Wirkstoffe Reboxetin, Mirtazapin und Bupropion XL bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit Depressionen zu bewerten. Bis zum 9. Juli können interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen zum Vorbericht abgeben. Reboxetin: Keine Belege für einen Nutzen

Die Bewertung fiel für die drei Wirkstoffe unterschiedlich aus. Der Wirkstoff Reboxetin (Hersteller: Pfizer) wurde nach den Recherchen des Instituts in mindestens 16 Studien an etwa 4600 Patientinnen und Patienten mit Depression erprobt. Allerdings standen dem Institut nur die Daten von etwa 1600 dieser Patienten zur Verfügung. Bezieht man die unveröffentlichten Daten nicht ein, ist die Gefahr groß, den Nutzen und Schaden des Wirkstoffs falsch einzuschätzen. Das IQWiG kommt deshalb zu dem vorläufigen Ergebnis, dass aus den derzeit vorliegenden Daten kein Beleg für einen Nutzen einer Behandlung mit Reboxetin abgeleitet werden kann. IQWIG nimmt hierzu ausführlicher Stellung.

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Volkskrankheit Depression: Verbesserung der Diagnostik und Therapie

DGPPN federführend: Erstmals kombinierte Behandlungs- und Versorgungsleitlinie zur unipolaren Depression

Depressionen zählen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation zu den häufigsten psychischen Leiden überhaupt. Hochrechnungen zufolge wird die Depression im Jahre 2030 in den industrialisierten Ländern auf Rang 1 der Krankheiten stehen, an denen Menschen leiden. Allein in Deutschland sind bereits heute schätzungsweise fünf Prozent der Bevölkerung, also etwa vier Millionen Menschen, betroffen.

Trotz dieser hohen Zahl wird die Volkskrankheit Depression in der Hälfte der Fälle nicht diagnostiziert und deshalb oft nur unzureichend oder gar nicht behandelt, obwohl die Möglichkeiten der Behandlung in den vergangenen Jahren immer besser geworden sind. Um die Defizite in der Versorgung abzubauen und das wissenschaftlich-medizinische Know- how in Diagnostik und Therapie nachhaltig zu verbessern, hat die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) gemeinsam mit anderen Institutionen und Organisationen eine neue evidenzbasierte Leitlinie zur unipolaren Depression erarbeitet.

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Wie funktioniert das Gehirn bei einer Panikstörung?

Die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) erlaubt Einblicke

Patienten mit einer Panikstörung erleben ohne erkennbaren Auslöser wiederholt Zustände massiver Angst, die oft von Herzrasen, Atemnot und Übelkeit begleitet werden. Tatsächlich werden diese Sinneseindrücke durch Fehlleistungen des Gehirns ausgelöst. Wissenschaftler des Max- Planck-Instituts für Psychiatrie untersuchten nun mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) Hirnregionen, die an der Verarbeitung emotionaler Information beteiligt sind. Im Vergleich zu gesunden Probanden zeigen Patienten mit einer remittierten Panikstörung eine verstärkte Aktivierung des Mandelkerns, einer Hirnregion, die für die Auslösung einer Furchtreaktion die Schlüsselrolle spielt. Interessanterweise tritt diese Überaktivität parallel mit einer verminderten Aktivierung des zingulären und präfrontalen Kortex auf. Panikattacken entstehen offensichtlich dadurch, dass diese höheren Steuerregionen ihre kontrollierende Funktion bei der Gefahreneinschätzung nicht ausreichend wahrnehmen können. (PLoS ONE, Online-Vorabpublikation 20. Mai 2009)

Bei der Panikstörung kommt es zum schlagartigen Ausbrechen von intensiven Angstgefühlen, ohne dass eine objektive Gefahr erkennbar ist. Die Angst kann sich zu Todesangst steigern und von zahlreichen körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüchen oder Übelkeit begleitet sein. Die Erkrankung tritt bei ein bis vier Prozent der Bevölkerung auf, wobei der Krankheitsausbruch meistens zwischen 20 und 40 Jahren liegt. Die Patienten sind häufig schwer beeinträchtigt. Zu den Symptomen der Panikstörung treten häufig Vermeidungsreaktionen, wie Agoraphobie - der Angst vor offenen Plätzen - mit Rückzugsverhalten und depressiven Reaktionen hinzu. In Extremfällen sind Patienten nicht mehr in der Lage, ihre Wohnung zu verlassen.

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