Getrocknet oder gegrillt – Froschhandel in Westafrika

Eine neue Studie über den Froschmarkt in Westafrika unter Leitung der Froschexperten Dipl.-Biol. Meike Mohneke und PD Dr. Mark-Oliver Rödel vom Museum für Naturkunde Berlin rüttelt auf. Zu Tausenden liegen die Frösche ausgenommen in der Sonne zum Trocknen. Insbesondere in den Ländern Burkina Faso, Benin und Nigeria greift der Froschhandel gefährlich in das Ökosystem ein. Die Studie weist erstmals die Größenordnung der Ausbeutung afrikanischer Frösche und den Einfluss auf das Ökosystem nach. Die Autoren fordern, dem unkontrollierten Handel mehr Beachtung zu schenken, um schädliche Konsequenzen für das Ökosystem zu verhindern sowie der lokalen Bevölkerung Alternativen aufzuzeigen.

Allein 32 befragte nigerianische Froschsammler handelten pro Jahr mit 2,7 Millionen Fröschen. Meike Mohneke und Mark-Oliver Rödel untersuchten mit Hilfe von Interviews mit lokalen Sammlern, Händlern und Verbrauchern den Handel mit Fröschen in den westafrikanischen Ländern Benin, Burkina Faso und Nigeria. In Nordbenin stiegen z.B. viele Fischer in letzter Zeit auf den Handel mit Fröschen um.

Umgerechnet 20 Dollar bekommt ein Sammler für einen Sack mit tausend getrockneten Fröschen. Die Autoren begleiteten u.a. eine Gruppe von nigerianischen Froschsammlern und stellten fest, dass innerhalb von zwei Monaten 450 Säcke mit Fröschen „geerntet“ wurden. In Burkina Faso werden die Tiere häufig mit der Hand oder mit Netzen gefangen. In Benin werden Froschfallen ausgebracht oder die Tiere nachts mit Taschenlampen geblendet und erschlagen. Die übermäßige Ausbeutung von Fröschen ist eine der Ursachen für deren starken Rückgang weltweit.

Die Studie der beiden Berliner Wissenschaftler zielt darauf ab, einen Überblick über die Menge der in Westafrika gesammelten Frösche, die Nachfrage des Marktes, die Handelswege sowie den sozioökonomischen Wert des Froschmarktes zu erhalten, sowie den Einfluss auf das Ökosystem zu ermitteln.

Besonders nachgefragt ist der Tigerfrosch Hoplobatrachus occipitalis, dessen Kaulquappen räuberisch leben. Die handtellergroßen ausgewachsenen Tiere werden in großen Mengen konsumiert. Dadurch gibt es weniger Kaulquappen, wodurch wiederum weniger Moskitolarven gefressen werden könnten. Dies zeigt wie das Ökosystem durch die Übernutzung eines seiner Bestandteile aus dem Gleichgewicht kommen könnte. „Details untersuchen wir in Nordbenin“, so Mark-Oliver Rödel vom Museum für Naturkunde. „In künstlich angelegten Tümpeln setzen wir verschiedene Kaulquappenarten zusammen, warten ein paar Wochen und schauen welche Algen sich einstellen, welche und wie viele Moskitos da sind, wie die Wasserwerte aussehen und wie sich die verschiedenen Froscharten entwickeln. Dann vergleichen wir die Daten mit denen aus den natürlichen Habitaten. Gern hätten wir Mediziner im Team, um direkt untersuchen zu können, ob mit dem Verzehr der Frösche z.B. die Infektionsrate mit Malaria steigt.“

Trotz beobachteter Rückgänge von Fröschen ist die Froschjagd bislang unkontrolliert. Da die Profite aus dem Froschhandel groß sind, ist mit einem Umdenke auch nicht zu rechnen. Mohneke und Rödel regen deshalb an, „Froschfarmen“ in Westafrika zu etablieren, um so natürliche Froschpopulationen zu entlasten, die Proteinversorgung mit Fröschen weiter zu gewährleisten und der einheimischen Bevölkerung eine Einnahmequelle zu schaffen.

Den Originalartikel zum Download gibt es hier:

www.traffic.org/bulletin/

Veröffentlicht in: Mohneke, M., A.B. Onadeko, M. Hirschfeld and M.-O. Rödel (2010). Fried and dried: amphibians in local and regional food markets in West Africa. Traffic Bulletin 22: 117-128.

Quelle: Berlin [ HU ]

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