Maul- und Klauenseuche: Deutsche Fleischindustrie erwartet Verluste von bis zu einer halben Milliarde Euro

Aktuelle Situation der Maul- und Klauenseuche (MKS) und ihre Bedeutung für große Schlachtbetriebe wie Tönnies, Westfleisch und Vion
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hoch ansteckende virale Erkrankung, die vor allem Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und andere Paarhufer betrifft. Der Erreger, ein Virus aus der Familie der Picornaviridae, verursacht schwere wirtschaftliche Verluste in der Landwirtschaft und kann für die betroffenen Tiere lebensbedrohlich sein. Obwohl die Krankheit in Deutschland und anderen Teilen Europas seit Jahren erfolgreich unter Kontrolle gehalten wurde, bestehen weiterhin Risiken für einen Ausbruch, insbesondere durch globale Handelsverflechtungen und illegale Tierimporte.

Aktuelle Entwicklungen
In den letzten Monaten haben Experten und Behörden verstärkt auf die Gefahr von MKS-Ausbrüchen hingewiesen, insbesondere durch Einschleppung über internationale Transportwege. Regionen wie Asien und Afrika melden weiterhin sporadische Ausbrüche, die das Risiko für europäische Staaten erhöhen. Zusätzlich könnten Wildtierpopulationen, die das Virus tragen, eine Rolle bei der Verbreitung spielen.

Ein aktueller Fall von MKS wurde am 10. Januar 2025 bei Wasserbüffeln im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg bestätigt. Dies ist der erste dokumentierte Ausbruch der Seuche in Deutschland seit 1988. Die betroffenen Tiere wurden unter Quarantäne gestellt, und umfangreiche Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche wurden eingeleitet. Das Land Brandenburg hat für 72 Stunden ein Verbringungsverbot für Klauentiere ausgerufen, und eine entsprechende Schutz- und Überwachungszone wird eingerichtet. Die hochansteckende Viruserkrankung kann auch auf Schweine übertragen werden, weshalb zu erhöhter Achtsamkeit und Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen aufgerufen wird.

Auswirkungen auf große Schlachtbetriebe
Große Schlachtbetriebe wie Tönnies, Westfleisch und Vion stehen vor erheblichen Herausforderungen, wenn es um den Umgang mit der Gefahr durch MKS geht. Ein Ausbruch könnte weitreichende Konsequenzen für den Betrieb und die gesamte Fleischwirtschaft haben:

  • Betriebsunterbrechungen: Ein MKS-Ausbruch in der Nähe eines Schlachtbetriebs würde zu sofortigen Quarantänemaßnahmen führen. Dies könnte die Schließung von Produktionsstätten und den Ausfall ganzer Lieferketten bedeuten.

  • Wirtschaftliche Verluste: Die Seuche würde nicht nur die betroffenen Landwirte treffen, sondern auch die Fleischindustrie. Produktionsausfälle, erhöhte Sicherheitsmaßnahmen und ein potenzieller Imageverlust wären die Folgen. Zusätzlich wird durch das Auftreten der Krankheit mit Marktrestriktionen in Drittländern gerechnet. Exporte von Schweinefleisch nach Korea sowie von Rindfleisch in die Philippinen und nach Japan sind über viele Monate nicht möglich. Auch die Wiedereröffnung anderer Märkte wird durch den Ausbruch gebremst.

    Nach ersten Schätzungen rechnet die deutsche Fleischwirtschaft bereits mit einem Gesamtschaden von bis zu einer halben Milliarde Euro. Diese Zahl verdeutlicht die weitreichenden Auswirkungen eines solchen Ausbruchs auf die gesamte Branche.

  • Strengere Vorschriften: Bei einem Ausbruch müssten Betriebe mit verschärften Vorschriften rechnen, insbesondere bei der Hygiene und der Dokumentation von Lieferketten. Das könnte den Betrieb verteuern und die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.

  • Vertrauensverlust bei Verbrauchern: Die Fleischbranche ist ohnehin unter starker Beobachtung der Öffentlichkeit. Ein Ausbruch von MKS könnte das Vertrauen der Verbraucher weiter schädigen, was sich negativ auf den Absatz auswirken würde.

Vorbereitungen und Maßnahmen
Um einem potenziellen Ausbruch entgegenzuwirken, setzen Schlachtbetriebe verstärkt auf Präventions- und Kontrollmaßnahmen:

  • Biosicherheitskonzepte: Unternehmen wie Tönnies, Westfleisch und Vion haben umfassende Biosicherheitspläne entwickelt, die Maßnahmen wie Desinfektion von Transportfahrzeugen, Zugangskontrollen und strikte Hygienevorschriften umfassen.

  • Engere Zusammenarbeit mit Landwirten: Durch Schulungen und Informationen helfen die Betriebe Landwirten, ihre Tierbestände vor einer Infektion zu schützen.

  • Frühwarnsysteme: Moderne Technologien wie KI-gestützte Frühwarnsysteme und Echtzeitüberwachung werden zunehmend genutzt, um Anzeichen eines Ausbruchs schnell zu erkennen und zu handeln.

  • Notfallpläne: Viele Schlachtbetriebe verfügen über klar definierte Notfallpläne, die bei einem Verdacht auf MKS sofort greifen.

Bedeutung für die Zukunft
Die Gefahr von MKS zeigt, wie wichtig ein robuster Schutz der Tiergesundheit für die Fleischindustrie ist. Insbesondere große Schlachtbetriebe müssen weiterhin in Präventionsmaßnahmen und internationale Kooperationen investieren, um die Verbreitung des Virus zu verhindern. Gleichzeitig sollten Verbraucher und Öffentlichkeit über die Risiken und Maßnahmen aufgeklärt werden, um das Vertrauen in die Branche zu stärken.

Die Fleischindustrie steht in der Verantwortung, sowohl Tierwohl als auch wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Wissenschaft, Politik und Wirtschaft vereint, ist entscheidend, um MKS erfolgreich zu bekämpfen und die Zukunft der Branche zu sichern.

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